Andreas Noltemeyer führt seit 1993 den Betrieb „Friedhofsgärtnerei Achim/Baden“. Der Friedhofsgärtnermeister beschäftigt sieben Mitarbeiter und bildet junge Menschen zu Friedhofsgärtnern aus. Sein geprüfter Fachbetrieb ist Vertragspartner der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Niedersachsen/Sachsen-Anhalt GmbH und betreut zurzeit 1.500 Pflegegräber, davon etwa 600 in Dauergrabpflege, auf 30 Friedhöfen.

Herr Noltemeyer, Sie sind ein „Bienengartenpate“ und nehmen an dem Jubiläumsprojekt der Treuhandstellen für Dauergrabpflege in Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt teil. Was motiviert Sie, an diesem Projekt mitzuwirken?
Zuerst einmal meine Liebe zur Natur. Als ausgebildeter Gärtner mit vielen Jahren Berufserfahrung weiß ich um die Bedeutung der Pflanzen und der Insekten für das Leben an sich und natürlich in unserer heimischen Landschaft im Besonderen. Monokulturen in der Landwirtschaft, der Trend zu aufgeräumten Gärten aus Stein mit nur wenigen Pflanzen machen unseren Bienen das Leben schwer. Ich unterstütze das Projekt „Bienengartenpate“, weil ich hier in meinem beruflichen Umfeld selbst aktiv werden und einen Beitrag zur Bewahrung unserer Artenvielfalt leisten kann.

Was tun Sie als „Bienengartenpate“ konkret?
Pro Bienengarten bepflanzen wir in eine Freifläche, die in etwa die Größe eines Doppelgrabs hat, mit bienenfreundlichen Pflanzen, die zu jeder Jahreszeit Nahrung für Honig- und Wildbienen bieten. Das tun wir auf unsere Kosten, und auch die Pflege übernehmen wir für mindestens fünf Jahre kostenfrei.

Warum engagieren sich gerade die Friedhofsgärtner?
Wir Gärtner sind mit unserer Leidenschaft für die Natur und unseren Fachkenntnissen natürlich prädestiniert, ein solches Projekt voranzutreiben. Mit unserem Wissen um die bienenfreundliche Bepflanzung zu jeder Jahreszeit haben wir ja auch zur Entwicklung der Pflanzpläne für die Bienengärten beigetragen. Und der Friedhof bietet uns hervorragende Möglichkeiten, zukunftsweisend aktiv zu werden. Auch in unseren Beratungsgesprächen informieren wir die Menschen ausführlich über die Möglichkeit der naturnahen Gestaltung einer Grabfläche. Die Zahl der Kunden, die sich nach einer ausführlichen Beratung für eine insektenfreundliche Bepflanzung entscheidet, wächst stetig.

Kann auf jedem Friedhof ein Bienengarten entstehen?
Ja, das kann auf jedem Friedhof in Absprache mit dem Friedhofsträger umgesetzt werden. In der Regel verfügt jeder Friedhof über Freiflächen, deren Bepflanzung den Friedhof aufwertet und für den Betreiber sogar Kosten spart. Statt diese Flächen mit Rasen einzusäen, der alle zwei Wochen gemäht werden muss, legt der Friedhofsgärtner als „Bienengartenpate“ einen insektenfreundlichen Garten an, den er kostenlos pflegt.
Zudem wird der Friedhof so auch attraktiver für die Besucher. Ein Friedhof ist ja weit mehr als eine letzte Ruhestätte. Neben seiner kulturhistorischen Bedeutung dient er in vielen Städten seit Jahrzehnten als „grüne Lunge“ und entwickelt sich - glücklicherweise - zum Ort der Erholung in der Natur.

Was wünschen Sie sich für dieses Projekt?
Wir Friedhofsgärtner wünschen uns, dass dieses Projekt Schule macht. Und zwar nicht nur auf den von uns betreuten Friedhöfen, sondern insgesamt in der Gesellschaft. Wir möchten nicht nur Natur und Umwelt innerhalb unserer Möglichkeiten fördern, sondern gleichzeitig Aufklärung leisten. Unser Ziel ist, die Menschen einerseits für die Bienen und ihre wichtige Bedeutung zu sensibilisieren, andererseits aber auch dazu zu ermutigen, selbst etwas für den Erhalt unserer biologischen Vielfalt zu tun.

Was kann ich denn als Einzelperson tun?
Sprechen Sie mit Ihrem Friedhofsgärtner. Wir beraten Sie gerne, wie auch Sie einen Beitrag zur Bewahrung unserer heimischen Pflanzen- und Insektenwelt leisten können. Falls Sie selbst keine Möglichkeit haben, einen Bienengarten anzulegen, wollen Sie das Projekt gerne durch eine Spende unterstützen.